Generalistische Pflegeausbildung - Welche Inhalte werden vermittelt?

Am 1. Januar 2020 wurde mit dem Pflegeberufereformgesetz eine generalistische Pflegeausbildung eingeführt, welche gleich drei alte Ausbildungsberufe vereint und diese ablöst. Dadurch sollte der Beruf für Auszubildende wieder attraktiver werden und deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiter steigern. 

Welche Inhalte werden in dieser neuen Ausbildung vermittelt und was hat sich seither verändert? Das sehen wir uns nachfolgend genauer an.

Was steckt hinter der generalistischen Pflegeausbildung und welche Berufe gab es zuvor?

Bis Ende 2019 konnten sich Schüler oder auch Quereinsteiger entscheiden, ob sie eine Ausbildung zum Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger oder Altenpfleger antreten. In diesen drei dualen Ausbildungen wurden spezifische Inhalte und Fähigkeiten vermittelt: 

  • Altenpflege

In der dreijährigen Ausbildung zum Altenpfleger lernten die Auszubildenden ganz konkret, was zur Pflege älterer und hilfsbedürftiger Menschen dazugehört. Sie arbeiteten in Pflegeheimen oder bei mobilen Pflegediensten und übernahmen die Körperpflege der Senioren, überwachten diese medizinisch und leisteten ihnen Gesellschaft. Zudem organisierten die Azubis auch den Alltag in der Pflege.

  • Gesundheits- und Krankenpflege

Gesundheits- und Krankenpfleger wurden in ihrer Ausbildung unter anderem gelehrt, die Grund- und Körperpflege sowie die Wundversorgung bei kranken und pflegebedürftigen Menschen zu erledigen. Sie waren tätig in Krankenhäusern oder Arztpraxen und assistierten dort auch bei Eingriffen.  

  • Gesundheits- und Kinderkrankenpflege

Etwa die gleichen Aufgaben hatten auch Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, die jedoch speziell in Kinderstationen in Krankenhäusern oder auch bei Kinderärzten arbeiteten. Auch diese Ausbildung dauert drei Jahre.

Ab 2020 findet nun die generalistische Pflegeausbildung zum Pflegefachmann/ Pflegefachfrau statt und ermöglicht, alle drei ehemaligen Berufe gleichzeitig zu erlernen So erwerben die Auszubildenden eine deutlich breitere Palette von Kenntnissen und Fähigkeiten und können so viel flexibler in unterschiedlichen Einrichtungen tätig werden.

Die Ausbildung dauert ebenfalls drei Jahre, ist kostenlos für die Azubis und wird mit einer staatlichen Prüfung abgeschlossen. Die Vergütung wurde zudem im Vergleich zu vorher angehoben. Der Abschluss als Pflegefachfrau/-mann ist international anerkannt, sodass sich die Berufschancen auf der ganzen Welt überaus gut gestalten.

Um die Ausbildung beginnen zu können, muss mindestens eine Mittlere Reife absolviert worden sein. Alternativ kann im Vorfeld auch eine Pflegehelferausbildung oder Pflegeassistenzausbildung abgeschlossen worden sein, mit der die generalistische Ausbildung auch auf 2,5 oder zwei Jahre verkürzt werden kann.

Wie in den ehemaligen Ausbildungen wird auch in dieser Theorie und Praxis vereint: Die Azubis arbeiten abwechselnd in entsprechenden Einrichtungen im Gesundheitswesen, machen Praktika und lernen die Theorie in der Pflegeschule. Eine Zwischenprüfung muss bereits nach zwei Jahren abgelegt werden und ermöglicht in manchen Bundesländern einen Wechsel in die verkürzte Ausbildung zum Pflegeassistenten. Alternativ kann auch bereits dann schon gewählt werden, ob man in der Kranken- oder Altenpflege arbeiten möchte.  

Welche Inhalte werden vermittelt?

In der Universal-Pflegeausbildung werden folgende Inhalte vermittelt:

  • Grundlagen der Pflege

Grundsätzlich lernen die Azubis, wie man Vitalwerte von Patienten misst, deren Gesundheitszustand beobachtet und mögliche Veränderungen dokumentiert. Zu den weiteren Grundlagen gehören aber auch Pflegetechniken, zu denen die Mobilisation, die Lagerung, Ernährung und Körperpflege zählen.

  • Medizinkenntnisse

Auch medizinische Kenntnisse werden in dieser Ausbildung gelehrt, damit die Auszubildenden Krankheitsbilder kennen und wissen, wie man diese behandelt. Dabei erlangen sie auch ein Verständnis im Bereich der Anatomie und Physiologie und zu allgemeinen medizinischen Terminologien.

  • Sozial- und Geisteswissenschaften

Abgesehen von der Behandlung von Krankheiten müssen Pfleger auch den angemessenen Umgang mit Patienten und deren Angehörigen erlernen. Hier lernen sie daher unter anderem Gesprächsführungstechniken und erwerben Wissen zu psychischen Krankheiten, um mit diesen umgehen zu können.

  • Kommunikation

Im Zusammenhang mit dem letzten Punkt sind auch kommunikative Fähigkeiten essenziell, um nicht nur mit Patienten und deren Angehörigen, sondern auch mit Kollegen interagieren zu können. Dabei werden in der Ausbildung auch interkulturelle Kompetenzen vermittelt, um all die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen anderer Kulturen eingehen zu können.

  • Ethik und Recht

Pflegefachleute müssen sich auch bedingt mit rechtlichen und ethischen Fragestellungen auskennen, um unter anderem Patientenverfügungen, Pflegedokumentationen oder Datenschutzbestimmungen handhaben zu können.

  • Englischkenntnisse

Mangelt es bei Pflegekräften an Englischkenntnissen, kann dies zu großen Problemen führen. Daher wird in der Ausbildung auch Englisch unterrichtet.

Was soll mit der generalistischen Pflegeausbildung bewirkt werden?

Der Umstieg auf eine generalistische Pflegeausbildung hatte mehrere Gründe:

  • Mobilität erhöhen

Da in der gesamten Pflegebranche ein Fachkräftemangel herrscht, sollen die ausgebildeten Pflegefachleute zukünftig flexibel in jeder denkbaren Einrichtung des Gesundheitswesens eingesetzt werden können.

  • Ganzheitliche Sichtweise auf den Pflegeberuf herstellen

Pflegefachleute sollen zudem qualifiziert genug sein, Patienten aller Altersgruppen in verschiedenen Pflegesituationen bedarfsgerecht zu versorgen und dabei eigenständige Entscheidungen zu treffen.

  • Pflegerische Fähigkeiten erweitern

In diesem Zusammenhang sollen sie auch umfassende Pflegeprozesse planen und dokumentieren sowie interdisziplinär in allen Teamkonstellationen arbeiten können.

  • Beruf in der Pflege attraktiver darstellen

Zu guter Letzt sollte die Pflege zudem für zukünftige Auszubildende attraktiver gemacht werden, damit mehr junge Leute diesen Beruf erlernen und so den zunehmenden Fachkräftemangel bestenfalls abfedern.

Was folgt nach der generalistischen Pflegeausbildung? 

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung stehen den Pflegefachleuten schließlich alle Türen offen. Dennoch sollten im Laufe der Zeit immer Weiterbildungen in der Pflege absolviert werden, um neues Wissen zu erwerben und sich bei Bedarf zu spezialisieren. So sind beispielsweise folgende Fachweiterbildungen möglich:

  • Intensivpflege
  • Notfallpflege
  • Psychiatrie
  • Onkologie
  • Rehabilitation

Alternativ kann auch eine Weiterbildung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen ins Auge gefasst werden, sollte man kaufmännische Tätigkeiten übernehmen wollen. Damit erhält man Einblick in die Steuerung von Geschäftsprozessen und Organisation von Gesundheitseinrichtungen aller Art.

Auch einer der folgenden Studiengänge bietet sich aufbauend auf der Ausbildung an, um anschließend leitende Positionen zu übernehmen:

  • Gesundheitswesen
  • Gesundheits- und Krankenpflege
  • Management im Gesundheitswesen

Nach der Schule wäre es auch möglich, ein duales Pflegestudium zu absolvieren, um Ausbildung und Studium von vorneherein zu vereinen.

Wer außerdem Pflegeschüler ausbilden möchte, kann eine Weiterbildung zum Praxisanleiter machen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Pflegedienst- oder Pflege- bzw. Altenheimleiter zu werden. Dies ist mit hohem Engagement und dem Sammeln einiger Berufserfahrung verbunden, um das nötige Wissen und die erforderlichen Fähigkeiten zu erwerben. 

Fazit

Durch den Abschluss als Pflegefachfrau/-mann ist die internationale Arbeit in der Pflege in allen erdenklichen Einrichtungen möglich. Die Auszubildenden erwerben umfassendes Wissen im Bereich der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege und können diese später durch Weiterbildungen ergänzen. So sind auch Spezialisierungen denkbar. In jedem Fall haben Pflegefachleute jedoch beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Bild von Freepik

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