Berufsausbildung in anderen Ländern

Bei meiner Recherche über die Berufsausbildung im Ausland habe ich mir als erstes die Frage gestellt: Wie gehe ich dieses Thema am besten an? Schließlich kann ich nicht knapp 200 Länder und ihr jeweiliges Berufsausbildungssystem vorstellen. Also habe ich mich für fünf Beispiele entschieden – von jedem Winkel der Welt eins.
 

Frankreich
 

Beginnen wir mit unserem Nachbarland Frankreich: Nachdem die Schüler mit 16 Jahren das Collège abschließen, haben sie zwei Möglichkeiten: Zum einen können sie das sogenannte Lycée  besuchen. Dort erwerben sie das Abitur, um dann an einer Hochschule zu studieren. Zum anderen können sie sich für den berufspraktischen Bildungsweg entscheiden. Sie besuchen dann entweder ein Fachgymnasium oder schließen einen Ausbildungsvertrag ab. Es gibt also sowohl eine schulische als auch eine duale Berufsausbildung. Wer sich für den berufspraktischen Bildungsweg entscheidet, kann entweder nach zwei Jahren ins Berufsleben einsteigen oder nach drei Jahren die Hochschulzugangsberechtigung erhalten.
 

USA
 

In den USA gibt es nur die schulische Berufsausbildung. Sie findet entweder auf dem Community College oder auf dem College statt, wobei das College vergleichbar mit deutschen Universitäten ist. Außerdem ist es die einzige Möglichkeit, einen gut bezahlten Beruf zu erlernen. Allerdings muss Schulgeld gezahlt werden. Das College stellt die weiterführende Ausbildung nach dem Community College dar. Am Community College wird in zwei Jahren das Basiswissen für die Berufsausbildung vermittelt. Doch die Ausbildung erfolgt dort nicht einem bestimmten Beruf, sondern die Schüler erlernen generelle Fähigkeiten. Berufsausbildungen werden nur punktuell angeboten und sind sozial wenig angesehen. Die Ausbildung folgt dort eher dem Konzept des lebenslangen Lernens bzw. „learning by doing“. Es gibt keine einheitliche Ausbildungsordnung – jeder Bundesstaat setzt seine eigenen Maßstäbe.
 

Australien
 

Australien hat sich zum beliebten Ziel für Backpacker entwickelt, aber mit der Berufsausbildung in dem Land setzen sich wohl eher weniger auseinander. Die Berufsausbildung in Australien ist schulisch und wird an zwei verschiedenen Arten von Schulen angeboten: Schulen für technische und weitere Ausbildungen – TAFE (technical and further education) – und Schulen für berufsspezifische Ausbildung und Praxis – VET (Vocational Education and Training). Beide genießen einen ausgezeichneten Ruf, allerdings müssen die Schüler Ausbildungsgebühren bezahlen und erhalten kein Lehrlingsgeld. Die Kursdauer an den Schulen beträgt drei Monate bis hin zu drei Jahren. Je nach belegter Kursdauer können verschiedene Abschlüsse bis hin zum Advanced Diploma erlangt werden. Das ist der höchste Abschluss außerhalb der Universitäten.
 

China
 

Die Schüler in China stehen unter enormem Leistungsdruck, denn nur die Besten der Besten werden belohnt. Auf Grund des Bildungsideals im Land spielt die berufliche Ausbildung nur eine untergeordnete Rolle. Die geistige Arbeit wird dort deutlich mehr angesehen als die körperliche. Je nach Leistung wird nach der neunten Klasse entschieden, ob der Schüler für weitere drei Jahre die Schule besuchen darf, um danach zu studieren, oder ob er für drei Jahre eine „Berufsmittelschule“ besuchen wird, die ihn auf den späteren Beruf vorbereitet. Wobei die „Berufsmittelschule" eher als Auffangbecken für diejenigen gilt, deren schulische Leistungen nicht ausreichen. Allgemein ist die Ausbildung hoch verschult und sehr therorielastig. Das Problem dabei ist, das zwischen den schulischen Lehrplänen und den betrieblichen Anforderungen eine hohe Diskrepanz besteht.
 

Afrika
 

Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf den Kontinent Afrika. Der Grund, warum ich mich noch für einen Kontinent entschieden habe ist folgender: Es gibt zu dem Thema Berufsausbildung kaum Informationen über einzelne Entwicklungsländer, aber trotzdem sollten sie nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich ist eine Ausbildung, wie wir sie haben, alles andere als selbstverständlich. Die Berufsausbildung in Afrika hält sich – wie auch jede andere Form der Bildung – sehr in Grenzen. In der Rangliste der Analphabetenrate liegen die afrikanischen Länder ganz oben. Wer aus einer armen und benachteiligten Familie stammt, hat so gut wie keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb müssen sich viele mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. In Afrika laufen viele verschiedene Projekte, die die Beschäftigungschancen für Jugendliche verbessern sollen und ihnen teilweise eine Berufsausbildung ermöglichen.
 

Wie ihr seht, gibt es auf der Welt große Unterschiede im Berufsausbildungssystem. Während die Berufsausbildung in einigen Ländern gute Zukunftsaussichten bietet, spielt sie in anderen Ländern eine eher untergeordnete Rolle. In wieder anderen Ländern bleibt eine generelle Schulbildung geschweige denn eine Berufsausbildung für viele nur ein Traum.

 

 

Mehr über den Autor: Laura Laura absolviert eine Ausbildung zur Medienkauffrau. Zuvor hat sie ein ganzes Jahr in Australien verbracht und geht seit neustem auch zum Bouldern. Wir haben es hier also mit einer richtigen Abenteurerin zu tun.